Amalgam
Diptychen: Vernetzung denken | Dr. Oliver Herwig | 2022

Gleichwertig. Und doch geschieden. Geschieden. Und doch zusammengehörig. Diptychen sind Grenzgänger aus Nähe und Ferne, Anziehung und Selbständigkeit. Sie teilen eine DNA, einen Ursprung. Und doch gibt es eine Leerstelle zwischen den Arbeiten, eine bewusste Zäsur, die Spannung vermittelt, umso mehr, als es keine Doppelportraits sind, die sich hier über den Bildraum hinaus spiegeln.

Doris Hahlwegs Arbeiten sind abstrakte Kristallisationen gedanklicher Prozesse, die über das hinausgehen, was an Pigmenten und Formen auf dem Bildträger fixiert ist.

„Doris Hahlweg schafft Denkräume, in denen sich Betrachtende tatsächlich verlieren können. Ihre Arbeiten umgreifen einen Augenblick in dem etwas Form annimmt – ohne vollends greifbar oder begreifbar zu werden“, nannte das der Kunstkritiker Dr. Oliver Herwig in einem Katalogbeitrag. Ihre Diptychen schaffen ein Spannungsfeld, das die Arbeiten selbst, den sie umgebenden Raum und die Betrachterinnen und Betrachter umfasst.

Insofern ist der Sprung über die eine Arbeit folgerichtig. Ihre Diptychen schaffen spannungsreiche Zwiesprache zwischen zwei Setzungen, die jede für sich schon vollständig sind. Der Sprung über den begrenzten Bildgrund ist ein Sinnbild unserer Zeit: Auch wir müssen den Sprung wagen über unsere Grenzen hinweg, über unsere Vorurteile und Ansichten, Meinungen und Gewissheiten, wenn wir zusammen an einer offenen Gesellschaft arbeiten wollen. Insofern sind diese Arbeiten – in ihrer Abstraktion – sehr gegenwärtig.

Der Katalog wird – ausgehend von einer Dokumentation der Arbeiten – in zwei Essays die Bedeutung von Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen in der heutigen Zeit erörtern und die Bedeutung der bildnerischen Arbeiten Doris Hahlwegs im aktuellen Kunstdiskurs beleuchten.