Friedrich G. Scheuer | 2017
Doris Hahlweg malt ästhetische Zustände.

Es sind Zustände eines Geschehens, als sei ein schlüssig sich fortsetzender, bildnerischer Prozess angehalten, gewissermaßen stationär in Form gebracht.

Farbformen drängen – wie schutzsuchend – von den Rändern ins Bild und verlassen es als prägender Farbrest am Bildrand. Auch das Lineare startet an den Kanten, eilt, taumelt auf verblüffenden Wegen über Flächen und Farbfelder oder ordnet sich in annähernd geometrischer Zucht. Ein stetes Suchen und sich Erfüllen.

Doris Hahlweg behandelt Farben wie Subjekte, dünnhäutig, ihren Eigensinn im Verbund des Ganzen behauptend. Schüchternes Erscheinen korrespondiert mit der Entschiedenheit eines heftigen, substanzdichten Auftritts.

Die spezifische Dialektik der Bilder Hahlwegs:  Aluminium als Malgrund – glatt, hart, kantig – provoziert Sinnlichkeit und motorische Sensibilität handwerklicher Bearbeitung. Zartheit und Härte, Spontaneität und Besonnenheit, Zufall und Kalkül sind sich ergänzende – ästhetisch sehr produktive – Kontraste.

Doris Hahlwegs Bilder sind radikale Erfüllung und Realisation des Mediums Malerei. Nichts nebenher. Nichts Narratives. Nichts Symbolisches. Keine Illusion.

Doris Hahlweg verzichtet, befreit. Sie befreit Ihre Malerei von bildfremden Bedeutungen, verzichtet zugunsten ereignisreicher, ungewöhnlich ausdifferenzierter Farbigkeit und einer Flächen- und Strukturgliederung, die aus Asymmetrien neue Harmonien fügt. Dies und die offensichtliche Integrität schlichter Handarbeit – der klare, gedanklich unspekulative Zugriff – begründen, vertiefen Bild und bildnerischen Prozess existentiell.

Doris Hahlwegs Malerei geschieht auf ästhetische Weise organisch: Der künstlerische Prozess erscheint ungekünstelt, wie von selbst sich optimierend in der sinnlichen Unbegrifflichkeit des Bildes.

Und: Es geschieht Schönheit.